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Die schottischen Highlands

Ein Land der großen Gefühle

Warum sollte man ein Land besuchen in dem die Männer Röcke tragen, man beim Baden befürchten muss, einem Seeungeheuer auf den Schwanz zu treten und auf der Flucht vor Nessie in einem der Moore zu versinken? Weil sie neugierig macht, die herbe Schönheit weiter Täler, schroffer Gipfel und tiefer, klarer Seen.

Spätestens seit dem Spielfilm American Werwolf möchte doch wohl jeder Mann nach dem Kampf mit einem Werwolf in den einsamen Mooren der Highlands von einer hübschen Krankenschwester gesund gepflegt werden. Die Damen hingegen werden zugeben, dass es seinen Reiz hat, mit einem ewig jungen Highlander aus dem gleichnamigen Hollywoodstreifen durch blühende Heidelandschaften zu wandern. Die Hand der Liebsten lässt er nur los, um blitzschnell zu seinem Bogen zu greifen und eines der aufgescheuchten Moorschneehühner zu erlegen. Abends wird der Vogel über dem flackernden Feuer eines offenen Kamins der heimischen Burg zu einem Festmahl bereitet und an der langen Tafel im Rittersaal mit anderen Unsterblichen verzehrt. Da bekommen die Worte »My Home is my castle« doch eine ganz andere Bedeutung: Böse Geister werden da kurzerhandmit dem Breitschwert vertrieben. Am nächsten Morgen, wenn Nebelschwaden in den frühen Morgenstunden das Tal hinab zu fließen scheinen, den lieblichen Duft der Rhododendren aus den Wäldern durch das offene Fenster tragen. spaltet der Mann im Rock mit seiner Streitaxt bereits Baumstämme, die er Tags zuvor im Wettkampf mit anderen Unsterblichen soweit er konnte von sich geschleudert hat.

Eine Reise in die Highlands ist wie eine Reise in die Filmkulissen großer Hollywoodstreifen. Auf Wanderungen durch den Cairngorms-Nationalpark in den zentralen Highlands begegnet man mit ein wenig Glück einer schottischen Wildkatze, die sich vom heimischen Stubentiger eigentlich nur darin unterscheidet, dass sie den Homo Sapiens nicht als den Dosenöffner betrachtet, sondern mit seinem starren Blick abschätzt, ob man zum Doseninhalt taugen könnte. Doch keine Bange, die Samtpfoten nicht größer als eine Hauskatze, sind scheu und trollen sich schnell. Was diese Augen in ihren 7 Leben gesehen haben mögen, macht sie selbst zu vorsichtigen Geschöpfen. Man sagt die Seelen der alten Clanführer lebe in ihnen. Ihr Augen haben die Farben des Whiskies, der in der Glengoyne Distillery gebraut wird. Die Zeichnungen des Fells wirken verwaschen wie die Konturen der Felsgrate an einem nebeligen Tag und machen die Wärme der Pelze, die Kelten auf ihren Streifzügen durch das winterliche Schottland trugen, spürbar. Wem es nicht vergönnt ist, diese Tiere in freier Wildbahn zu sehen, entdeckt sie spätestens im Highland Wildlife Park in Kincraig. 

Wettkämpfe im »Caber toss«, dem Werfen von Baumstämmen oder »Scottish Hammer«, dem Hammerwurf sind uralte Rituale die den Sommer überall im Land ausgetragen werden, so wie das Dudelsackspiel, dass die Männer einst in den Kampf begleitete. Wettkämpfe, die vermuten lassen könnten, dass die Schotten ein wenig streitsüchtig, im Sinne von kampfeslustig sein könnten. Daher auch die vielen Burgen und Schlösser? Über 3000 sind es an der Zahl und viele davon wild romantische Ruinen. Die sterblichen Überreste ihrer Erbauer liegen begraben auf Friedhöfen mit verwitterten Grabsteinen mit keltischen Kreuzen. Spätestens hier entschleunigt jeder Betrachter auf seinen Reisen durch die schottischen Highlands, wenn er die Zeugen einer Jahrhunderte alten Kultur Eintritt in sein Kopfkino gewährt.

to be continued…